Eschi:Eschi auf dem Weg zur Krippe, Teil 1
Eschi rennt in die Küche, weil er denkt, dort ist Mama, um das Mittagessen vorzubereiten. Ja, da steht sie am Herd und rührt in der Tomatensoße.
Eschi sagt, eigentlich viel zu laut, weil er so genervt ist: „MAMA, HAST DU MEINEN ROTEN KIPPLASTER GESEHEN?“
Mama ist ziemlich erschreckt, weil Eschi so laut ist. Aber sie antwortet trotzdem: „Eschi, den haben wir doch im Sommer auf den Speicher geräumt. Du meintest, du seist zu groß, um damit zu spielen, und er würde in deinem Zimmer zu viel Platz wegnehmen.“
Jetzt muss Eschi über sich selbst den Kopf schütteln. Wie konnte er das nur vergessen? „Mama, entschuldige bitte, ich bin ja so…!“
„Na, Eschi, lass mal gut sein. Jeder kann doch mal was vergessen. Ich würde dir ja gerne helfen, den Laster wieder runterzuholen, aber ich muss jetzt das Essen fertigmachen.“
„Ja, Mama, ist schon gut. Ich bin doch groß, ich kann ihn auch allein herunterholen.“
Und schon ist Eschi wieder weg.
Er rennt die Treppe hoch und holt sich den Stock, mit dem man die Speichertreppe herunterklappen kann. Das hat er mal mit Papa geübt und es klappt schon ziemlich gut. Geschafft, die Treppe ist unten. Eschi klettert die Stufen nach oben und, rumms, stößt er sich den Kopf an einem Dachbalken. Er flucht: „Verdammter Mist, jetzt krieg ich auch noch eine Beule.“ Eschi klettert über Kisten und Körbe und dann stolpert er. Er will nicht fallen und stützt sich auf der nächstbesten Kiste ab. Auf der Kiste steht: WEIHNACHTEN.
Jetzt wird Eschi neugierig. Vergessen ist der rote Kipplaster und Eschi macht die Kiste auf. Er weiß, dass er das eigentlich nicht darf, aber seine Neugier ist größer als sein schlechtes Gewissen. In der Kiste entdeckt Eschi die Krippenfiguren, die in jedem Jahr in einem Holzstall unter dem Tannenbaum stehen. Zuerst zögert er ein bisschen, aber dann fängt er doch an und packt die Kiste aus. Er ist ganz vorsichtig, denn er will nicht, dass die Figuren kaputtgehen. Denn dann würde ja auch Weihnachten kaputtgehen – denkt er.
Da ist der Engel und als nächstes findet er Maria. Vorsichtig stellt er die beiden auf den Holzfußboden. Maria und der Engel schauen sich an und dann kommt es Eschi so vor, als hörte er den Engel sprechen. Was hatte der damals noch zu Maria gesagt? Eschi überlegt.
Weil er die genauen Worte nicht mehr weiß, sucht er sich den Weg zur Treppe zurück und klettert hinunter. Er holt seine Kinderbibel aus seinem Zimmer und kehrt Maria saß in ihrem Zimmer. Es war ganz still und Maria war ganz bei sich selbst.
Auf einmal spürte sie eine Bewegung im Raum. Ein Engel trat neben sie und sprach: Sei gegrüßt, Maria, ich bin von Gott gesandt. Er ist bei dir.“
Maria erschrak und verstand nicht, was die Worte des Engels bedeuteten.
Da sprach der Engel weiter zu ihr: „Du brauchst keine Angst zu haben, du bist von Gott auserwählt. Du wirst ein Kind bekommen. Dieses Kind soll den Namen Jesus erhalten.“
Maria fragte: „Wie soll das möglich sein? Ich bin nicht verheiratet und kann doch ohne Mann kein Kind bekommen.“
Der Engel antwortete ihr: „Gottes Geist wird in dir sein und du bekommst dein Kind mit der Kraft Gottes. Das Kind wird heilig sein und man wird es Sohn Gottes nennen.“
Eschi erinnert sich: Das liest Opa immer am 1. Advent vor. Und wie die Geschichte weitergeht, dass weiß er auch: Maria und Josef machen sich auf den Weg und…
Auf einmal hat Eschi einen ganz besonderen Wunsch! Er möchte sich mit Maria und Josef auf den Weg machen, er möchte auch zur Krippe gehen.
Damals war doch auch ein Esel dabei und der hat Maria sogar getragen und damit auch das Jesuskind in Marias Bauch.
„Ja, das mache ich“, denkt Eschi. „Ich klettere jetzt an jedem Adventsonntag hierher auf den Speicher und gehe mit Maria und Josef zusammen ein Stück weiter auf dem Weg zur Krippe. Aber das soll mein Geheimnis bleiben.“
Vorsichtig packt er Maria und den Engel wieder in die Kiste, denn es soll ja niemand etwas davon wissen.
© Angela Pohl