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Eschi:Eschi auf dem Weg zur Krippe, Teil 3

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Ein langer Weg
Datum:
14. Dez. 2021

Jetzt ist Eschi schon zum dritten Mal auf dem Speicher. Aus der Kiste hat den Esel herausgeholt. Der Esel, das weiß Eschi, hat Maria durch das Gebirge getragen. Dazu sind Esel mit ihren kleinen Hufen besonders gut geeignet.
Auch Eschi springt gerne über Steine. Im Wald sucht er sich jede Bodenerhebung, um darüber zu balancieren.

Aber jetzt zurück zu dem Esel, der Maria und Josef begleitet hat. Eschi hat einen ganz besonderen Adventkalender, einen Fensterbildkalender. Der erzählt die Geschichte vom Esel Aaron, der Maria und Josef nach Bethlehem begleitet. Er hört die Geschichte vom Esel Aaron sehr gerne, weil er sich dann so richtig vorstellen kann, wie die Menschen damals mit Jesus zusammengelebt haben. Opa sagt zwar immer, dass der Esel in der Bibel gar nicht vorkommt, aber Eschi weiß aus dem Religionsunterricht, dass damals viele Familien einen Esel hatten. Sie wurden als Lasttiere oder als Reittiere eingesetzt.

Eschi holt sich das Heft mit den Geschichten und blättert darin. Er findet viele Stellen, in denen Aaron beschreibt, wie er mit Maria auf dem Rücken durch die Berge geht.

Eschi kann sich richtig gut in den kleinen Esel hineinversetzen. Er macht sich viele Gedanken, wie es dem Esel und auch Maria damals ergangen ist. Dann hat er eine Idee. Er will die Stellen aus dem Heft zusammenschreiben und eine neue Geschichte daraus machen.

Hier könnt ihr die Geschichte vom langen Weg von Nazareth nach Bethlehem lesen:

Aaron, der kleine Esel von Maria und Josef, ist heute ganz aufgeregt. Er spürt schon früh am Morgen, dass etwas Besonderes geschehen wird. „Komm, lieber Aaron“, sagt Maria zu ihrem Esel, „ab heute haben wir einen weiten Weg vor uns. Wir müssen über das heiße Hügelland bis nach Betlehem gehen. Und du wirst mich sicher hintragen.“ 

 Josef ist besorgt. Er sagt zu Maria: „Wie sollen wir die weite Reise bloß schaffen? Nicht mehr lange, und dein Kind wird auf die Welt kommen.“ „Sei nur ruhig, lieber Josef!“ sagt Maria. „Gott wird uns helfen! Und den kleinen Esel haben wir auch noch. Er wird mich sicher über Sand und Felsen nach Betlehem tragen.“

 „Nach Betlehem, das wird ein anstrengender Weg werden“, denkt Aaron. Josef hängt ihm Decken und Wassersäcke über. Beutel mit Käse, Oliven und getrocknetem Fleisch bindet er vorsichtig mit Riemen zusammen. Auch ein großes Bündel mit Windeln, Tüchern und Babysachen bindet Josef hinten auf Aarons Rücken fest. Langsam nur kommen sie vorwärts. Aaron trippelt vorsichtig den steinigen Pfad entlang und aufmerksam weicht er jedem kleinen Geröllstein aus. Einmal treffen sie in einer Siedlung die Frau eines Landarbeiters. „Ihr habt schon einen weiten Weg hinter euch. Erfrischt euch hier am Brunnen und dann kommt ins Haus. Ich habe kühle Trauben und Orangensaft. Das wird euch guttun!“ Aaron darf sich im Schatten der großen Zeder ausruhen. Maria und Josef dürfen im Haus des Landarbeiters übernachten. Am nächsten Morgen weckt sie das Geschrei der Hähne. Rahel, die Frau des Landarbeiters hat schon den Herd angezündet und einen Brotteig angerührt. Sie formt runde Fladenrote und legt sie auf die heiße Backplatte. „Stärkt euch, bevor ihr weiterzieht“, sagt sie. „Ihr habt einen langen Weg durch die Berge von Judäa vor euch. Heute werdet ihr durch dorniges, ödes Land kommen. Dort gibt es keine Weingärten und Obstbäume! Gott beschütze euch!“

 Aaron hat sich das Heu schmecken lassen. Er fühlt sich frisch und gestärkt für die Reise. Aber auf einmal geht Aaron nicht mehr so sicher wie sonst. Josef muss den Esel kräftig am Zügel ziehen. Aaron scheut vor jeder Klippe, und an jeder Biegung des Pfades. Er stellt die Vorderhufe störrisch vor und erschrickt, wenn den Schrei eines Adlers oder das ferne Bellen der Schakale zu hören ist. Josef ist besorgt. „Aaron spürt irgendeine Gefahr.“ sagt er. Aber Maria beruhigt ihn. „Wir haben schon ein tüchtiges Stück des Weges geschafft. Wenn es dunkel wird, werden wir sicher die nächste Siedlung erreicht haben.“

 Der Wind hat sich gedreht. Er weht aus Westen und das wird Regen geben. Schon ziehen Wolken auf. Maria sagt: „Regen für das trockene Land. Da werden sich die Bauern und die Hirten und die Tiere freuen.“ Aaron trippelt mit seiner Last, so schnell er kann. Hinter einer Wegbiegung taucht eine Akazie mit breit ausladenden Ästen auf und ganz in der Nähe entdecken sie den Eingang einer Höhle. Da zuckt schon der erste Blitz über den Himmel und gleich darauf ertönt ein gewaltiger Donnerschlag. „Schnell hinein!“ ruft Josef und zerrt Aaron über die Dornensträucher hinweg in die dunkle Felshöhle. Prasselnd strömt der Regen nieder. Wie eine dichte Wand rauscht das Wasser herab. „Wir werden uns hier für die Nacht einrichten“, sagt Josef. 

 Am nächsten Morgen ziehen sie los, aber sie kommen nur langsam vorwärts. Maria hat Mitleid mit dem kleinen Esel. „Aaron ist jetzt schon so lange getrabt. Wir müssen Rücksicht auf ihn nehmen. Wir dürfen ihn nicht überanstrengen. Lass uns öfter mal Rast machen.“

 Unter den belaubten Zweigen eines großen Baumes haben sich schon mehrere Reisende niedergelassen. Ihre Körbe sind hoch gefüllt mit Trauben und Granatäpfeln. „Wir haben Brotfladen und Oliven bei uns“, sagt Josef. „Dürfen wir euch davon anbieten?“ „Steckt euer Brot und die Früchte nur wieder ein und stärkt euch an dem frischen Obst“, meint einer der Reisenden. „Die junge Frau sieht müde aus, die Trauben werden sie erfrischen!“ „Gott wird euch dafür belohnen“, sagt Maria leise. „Aber habt ihr vielleicht auch einen Schluck Wasser für unseren Esel?“ Aaron hat sich im Schatten des großen Baumes niedergelegt. Er hebt den Kopf und schaut dem langen Zug der Reisenden nach. Karren, Wagen, Esel, Ziegen, Pferde und Kamele ziehen auf der Karawanenstraße in Richtung Bethlehem.
© Angela Pohl

 

Textabschnitte mit freundlicher Genehmigung des Verlages