Eschi:Fröhlich in der Kirche
Auf dem Weg dorthin unterhalten sich Eschi, Caro und Eli über das Thema.
Eli sagt: „Das ist ein komisches Thema. Man kann doch in der Kirche nicht fröhlich sein. Ich habe noch niemals gesehen, dass einer dort lacht. Ich kann mir das gar nicht vorstellen.“
Caro wackelt ein bisschen mit dem Kopf und meint: „Ja, du hast recht, aber es gibt Gottesdienste, da könnte man lachen und klatschen, z.B., wenn ein Kind getauft wird. Oder wenn zwei heiraten. Dann könnte man ja auch fröhliche Lieder singen!“
Eschi sagt erst gar nichts, denn er kann sich schon vorstellen, dass bei einem Gottesdienst die Menschen nicht nur in den Bänken sitzen, sondern miteinander im Kreis stehen und tanzen, wenn es heißt: „Wir loben Gott!“
Jetzt sind sie in der Kirche angekommen. Sie wollen sich in einer Bank ihren Platz suchen, aber alle Bänke stehen an der Seite. In der Mitte liegt ein großer bunter Teppich und mitten auf dem Teppich steht ein Clown.
Eli murmelt: „Was soll das denn? Haben die sich vertan? Es sieht ja aus wie in einem Zirkus!“, denn die Kinder sitzen in einem großen Kreis um den Teppich herum und der Clown macht mit ihnen Späßchen: Dem einen zieht er die Mütze vom Kopf und wirft sie hoch in die Luft. Dem nächsten Kind zieht er am Bein, einem anderen wuschelt er durch die Haare. Dann macht er auf einmal Seifenblasen und bläst in eine Tröte … und er macht noch vieles mehr.
Eschi, Caro und Eli setzen sich hin und warten gespannt, was jetzt passiert.
Der Clown hat auch eine Trompete mitgebracht und bläst ein Signal. Dann kommen Herr und Frau Fischer aus der Sakristei. Die beiden machen oft Kindergottesdienste. Eschi freut sich, denn dann passiert immer etwas Besonderes.
Nach dem Kreuzzeichen sagt Herr Fischer: „Ich lese euch jetzt eine Geschichte vor und unser Clown Michel macht mit.“ Clown Michel verbeugt sich nach allen Seiten und die Kinder applaudieren. Nun liest Herr Fischer die Geschichte vor. (Eschi hat die Geschichte für euch mitgebracht. Ihr findet sie unten auf der Seite).
Während Herr Fischer liest, bewegt sich der Clown Michel genau wie der Clown in der Geschichte: Er tanzt, er springt und macht Purzelbäume. Er legt sich hin, als sei er müde. Er schlägt die Hände vor das Gesicht, als ob er sich schämt. Die Kinder staunen und lachen. Als die Geschichte zu Ende ist, klatschen alle.
Frau Fischer stellt sich nun in den Kreis und sagt: „Wir haben euch heute auch ein neues Lied mitgebracht. In der dritten Strophe heißt der Text: "Gottes Haus ist voller Leben, Feiern, Lachen, Fröhlich sein." Und jetzt seid ihr dran: Während des Liedes sollt ihr lachen, tanzen, fröhlich sein. Damit loben wir Gott, der uns das Leben geschenkt hat und zeigen ihm, dass wir unser Leben annehmen und schön finden. Und schon erklingt eine fröhliche Melodie!
Erst bleiben alle Kinder sitzen. Keiner traut sich anzufangen.
Da nimmt Frau Fischer die kleine Eva an die Hand und beide beginnen zu tanzen.
Caro steht auf und Frau Fischer nimmt auch sie an die Hand. Caro tanzt auch mit.
Jetzt trauen sich alle Kinder und auf einmal hört man in der Kirche Kichern, Lachen, Klatschen.
Beim dritten Mal singen alle schon den Refrain mit und viele Kinder tanzen durch die ganze Kirche.
Eschi merkt: Das macht richtig Spaß. Er wünscht sich, dass es mehr fröhliche Gottesdienste gibt. Er kann sich vorstellen, dass es Gott gut gefällt, wenn die Menschen mit ihm zusammen fröhlich sind.
(c) Angela Pohl
Eschi hat zu Hause direkt ein Bild von dem Clown gemalt.
Der betende Clown
Es war einmal ein Clown, der zog durch die Welt. Er stellte sich auf eine Wiese, er tanzte, er sprang und machte Purzelbäume. Er lud die Kinder immer ein, mitzumachen. Damit machte er die Menschen fröhlich.
Aber auf einmal hatte der Clown keine Lust mehr, er war müde geworden und er wollte keine bunten Kleider mehr tragen. Das Leben eines Clowns gefiel ihm nicht mehr.
Der Clown ging zu einem Kloster, weil es dort ruhig und still war. In dem Kloster wohnten Mönche. Sie hatten Gott versprochen, ihr ganzes Leben lang für ihn da zu sein. Sie beteten viel und lasen auch viel in der Bibel. Dort wollte der Clown von nun an wohnen. Auch er wollte jetzt ganz für Gott da sein.
Aber das war sehr schwer, denn der Clown kannte keine Gebete und er konnte auch nicht besonders lange in der Bibel lesen. Er wurde sehr traurig.
Er dachte: „Das kann ich alles gar nicht. Ich gehöre hier nicht hin. Aber ich weiß nicht, wo ich hingehen soll. Für mich gibt es keinen Platz.“ Der Clown konnte nicht mehr mit den Mönchen zusammen in den Gottesdienst gehen und ging stattdessen in den Wald. Dort stand eine kleine Kapelle.
Der Clown sagte zu sich selbst: „Wenn ich nicht beten kann, dann tue ich eben das, was ich kann.“ Er zog sein Mönchskleid aus. Darunter hatte er immer noch die bunten Sachen an, die er als Clown getragen hatte. Der Wind wehte und deshalb konnte der Clown hören, wie die Mönche sangen.
Da begann er zu tanzen: Vor– und rückwärts, links herum und rechts herum. Er machte hohe und weite Sprünge und auch Purzelbäume. Damit wollte er Gott loben.
Ein Mönch war dem Clown nachgegangen und hatte gesehen, was der dort im Wald machte. Heimlich hatte er dann den Abt geholt. Das ist der Mönch, der ein Kloster leitet. Auch dieser hatte die wilden Sachen gesehen, die der Clown vor der Kapelle gemacht hatte.
Am nächsten Tag musste der Clown zum Abt kommen. Er bekam einen großen Schreck und er hatte auch ein schlechtes Gewissen. Er dachte, er würde jetzt bestraft, weil er nicht wie die anderen beten und singen konnte.
Er kniete sich vor den Abt und sagte: „Herr, ich weiß, dass ich alles falsch gemacht habe. Ich schäme mich, weil ich nicht für Gott da sein kann. Ich gehe fort und ziehe wieder durch die Welt. Da kann ich wenigstens den Menschen Freude machen.“
Der Abt aber zog ihn wieder hoch und nahm seine Hände. Er sagte: „In deinem Tanz hast du Gott mit deinem Körper, mit deinem Herzen und mit deiner Seele verehrt. Wir beten manchmal mit den Worten, aber nicht mit unserem Herzen. Du hast uns gezeigt, dass jeder so beten soll, wie er es am besten kann. Bleibe bei uns und mache Gott und uns Freude durch dein Tanzen und Springen.“
Und genau das tat der Clown.
(Nach einer französischen Legende)