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Wallfahrt nach Lourdes

Mit dem Namen Lourdes verbinden viele die nur 15.000 Einwohner zählende Stadt in den Pyrenäen im Süden Frankreichs. Aus dieser Kleinstadt entwickelte sich der größte Wallfahrtsort Europas, mit jährlich 6 Millionen Pilgern.

Es war im Jahre 1858, als die Jungfrau Maria 18 mal in der Grotte von Massabielle zwischen dem 11. Februar und dem 16. Juli einem Mädchen erscheint mit dem Namen Bernadette Soubirous. Bei der dritten Erscheinung bittet die weiß gekleidete Dame Bernadette: "Würden Sie die Güte haben, 14 Tage lang hierher zu kommen?" Während aller Erscheinungen betet die Dame mit ihr den Rosenkranz. Die Botschaft, die ihr die Gottesmutter gibt, ist einfach und klar. Eine Botschaft ohne politische Dimension, ohne nationale Abgrenzung, ohne Drohung, ohne besonderes Geheimnis, was die Zukunft der Welt betrifft, ohne prophetische Ankündigung: sie bittet um Umkehr und um Buße. Bei der neunten Erscheinung bittet die Gottesmutter Bernadette, in der Grotte eine Quelle freizulegen, die seitdem ununterbrochen sprudelt. Dieses Wasser erinnert uns an die Taufe, durch die wir Kinder Gottes wurden. Gott nimmt uns an, wie Eltern ihr Kind annehmen. Er sagt einem jeden einzelnen: ich liebe dich. Ich nehme dich an. Ich lasse dich nie mehr los, ganz gleich, was dir im Leben auch passiert. Ich gehe dir hinterher, wenn du dich verirrt hast. Ich schließe dich in die Arme, wenn du zu mir zurückkommst. Seitdem kommen viele Menschen verschiedenen Alters, verschiedener Gesellschaftsschichten, verschiedener Länder, verschiedener Rassen zur Grotte und tun das gleiche: sie trinken aus der Quelle der Grotte und waschen sich. Sie berühren den Felsen. Sie zünden eine Kerze an. Sie beten für sich und ihre Anliegen. Sie kehren um und beginnen ein neues Leben. Seit den Tagen der Erscheinungen bis heute zu ereignen sich in Lourdes immer neue Wunder. Die meisten geschehen innerlich. Die Menschen bekommen neue Kraft, sie habe den Mut, ihrem Leben eine neue Richtung zu geben, sie finden Frieden mit sich und den Menschen, mit denen sie umgehen. Manchmal ereignen sich aber auch medizinisch unerklärliche Heilungen. Das erste Wunder ereignet sich nach der zwölften Erscheinung. Catherine Latapie geht zur Grotte und taucht ihren gelähmten Arm in das Wasser der Quelle - ihr Arm ist sofort wieder beweglich. So wundert es nicht, dass Jahr für Jahr Tausende von Kranken nach Lourdes kommen und um Kraft und Heilung bitten. Lourdes ist geradezu der Wallfahrtsort der Kranken. Man hat den Eindruck, dass sich hier die Krankheiten der ganzen Welt versammeln.

Die Gottesmutter hatte auch eine Bitte: "Sagen Sie zu den Priestern, dass man in Prozessionen herkommen und eine Kapelle bauen soll." Diese Bitte erfüllte der damalige Pfarrer Peyramale. Er organisierte die erste offizielle Wallfahrt und er konnte die Einweihung der ersten Kirche 1871 noch miterleben. Seitdem sind 22 Kirchen und Kapellen entstanden.

Bei der 16. Erscheinung teilte die Gottesmutter ihren Namen mit: Ich bin die unbefleckte Empfängnis. Dies bedeutet, dass Maria schon vom Augenblick ihrer Empfängnis, also mit ihrer Zeugung im Schoß ihrer Mutter Anna, frei war von jeder Sünde. Gott schafft sich damit in Maria eine reine Wohnung - so wurde die Voraussetzung geschaffen, dass sie Gottes Sohn, Jesus Christus, zur Welt bringen konnte.

Interessanterweise hat vier Jahre vor der Erscheinung 1854 Papst Pius IX dies als eine katholische Glaubenswahrheit erklärt. Damit "bestätigte" der Himmel dieses Dogma. Der Name, den die weiß gekleidete Dame Bernadette in ihrem Dialekt mitteilte: "Que soy era Immaculada Councepciou!", ist auf dem Sockel der Figur, die nun in der Erscheinungsgrotte steht, zu lesen.

Christoph Graaff

Christoph Graaff

Pfarrvikar
Dürener Straße 29
52249 Eschweiler