14: Frankreich - Omas Adventgeschichte aus der Provence
Als Eschis Oma ein junges Mädchen war, hat einmal für ein halbes Jahr in Frankreich, in Le – Baux – de – Provence gelebt.
Sie wohnte damals bei dem Bäcker des Dorfes und seiner Familie und hat viel in er Bäckerei mitgeholfen. (Deshalb kann sie auch so gut backen!)
Le – Baux – de Provence ist zwar ein ganz kleines Dorf und liegt auf einem Felsplateau. Die Mitte des Dorfes ist eine mittelalterliche Burg und s gibt ganz viele alte Geschichten über das Dorf und die Burg.
Dadurch ist der Ort in ganz Frankreich berühmt.
Hier wird auch die sogenannte Hirtenweihnacht gefeiert.
Eschis Oma hat dieses Fest damals miterlebt und alles ganz genau in ihrem Tagebuch erzählt. Damals hat Oma geschrieben:
Ich durfte mit der Familie Weihnachten feiern – ein ganz besonderes Fest, das es in Deutschland so nicht gibt.
Am 24. Dezember morgens wurden wir alle im Dorf mit der Aubade geweckt.
Der Oberhirte von Les Baux zog mit seinen Schafen über die Dorfstraßen. Ihm folgten die Hirten mit ihren Flöten und Trommeln und Mädchen in Trachtenkleidung. Die Hirten sangen: „Wir, die Hirten der Berge, sind hinuntergestiegen, um zu verkünden, dass Weihnachten naht!“ und die Mädchen tanzten dazu.
Alle Leute standen draußen, klatschten, sangen und tanzten mit.
Dann war erst einmal Ende und in den Häusern wurde alles für abends vorbereitet.
Vorher hatten wir schon das ganze Haus bunt geschmückt und Mistel – und Stechpalmenweige aufgehängt, denn es sollte ja ein frohes und erfolgreiches neues Jahr werden.
Maman Yvonne hat den ganzen Tag gekocht und Papa Pierre hat im Weihnachtszimmer herumgekramt und ich durfte da nicht rein.
Dort stand schon lange die Krippe und auch die ist etwas ganz Besonderes. Ich habe sie extra fotografiert.
Abends sind wir dann zuerst in die Christmette gegangen und Papa Pierre hatte mir eine Überraschung versprochen.
Wir saßen alle in der Kirche und es war ganz still. Auf einmal rumpelte hinten die Tür. Alle standen auf und drehten sich um.
Wir sahen den Einzug der Hirten (es waren dieselben wie morgens auf der Straße).
Am Anfang ging der Oberhirte und führte ein Schaf, dass einen Holzkarren zog. Darin lag auf Stroh ein kleines Lamm.
Dahinter gingen wieder die anderen Hirten und die Tänzerinnen. Alle hatten wieder ihre besonderen Trachten an.
Es wurde viel gesungen und alle Lieder wurden von einer Flöte und einer Trommel begleitet.
Am Altar wurde das Krippenspiel aufgeführt und am Ende schenkte der Oberhirte dem Jesuskind das kleine Lamm, das er im Karren hereingebracht hatte.
Nach der Christmette gingen wir wieder nach Hause und nun begann das große Festessen. Es gab sieben Mahlzeiten und dreizehn Nachspeisen und dazu immer wieder Wein.
Wir haben bis um drei Uhr nachts gegessen und getrunken. Puuh, das war anstrengend.
Am nächsten Morgen nach einer Tasse Kakao war Bescherung und das war meine nächste Überraschung.
Ich bekam von Maman Yvonne und Papa Pierre kleine Krippenfiguren geschenkt. Sie heißen Santons und sind Abbildungen der Menschen, mit denen man in der Familie und im Dorf zusammenlebt. Sie stehen in jeder Krippe, egal, ob zu Hause oder in der Kirche.
Meine Santons sehen aus wie Maman Yvonne und Papa Pierre und wie meine beste Freundin Mireille aus dem Dorf.
Ich war sprachlos vor Freude. Damit hatte ich niemals gerechnet!
Aber jetzt weiß ich: Wenn ich wieder in Deutschland bin und habe eine eigene Familie, dann stehen in meiner Krippe auch „Santons“.
Die Kinder in Frankreich glauben, das Père Noël ihnen die Weihnachtsgeschenke bringt und deshalb wird am Weihnachtstag ein großer Holzscheit verbrannt, damit Père Noël nicht frieren muss.
Für den Nachmittagskaffee hat Maman Yvonne dann auch den Bûche de Noël gebacken. Das ist der Weihnachtskuchen, der auch aussieht wie ein großer Holzklotz. Wir saßen am Kamin, der Holscheit brannte und wir haben den Kuchen gegessen. Das war bisher mein schönstes Weihnachtsfest!
So wie in jedem Jahr liest sie zuerst aus ihrem Tagebuch vor und dann fangen alle zusammen an, die Krippe im Wohnzimmer aufzubauen. Das Wichtigste neben der Heiligen Familie im Stall sind die Santons von Oma. Sie stehen immer ganz nahe beim Jesuskind und nur Oma darf sie aufstellen.
Aber Eschi hat auch eine besondere Aufgabe: In jedem Jahr stellt er ein Holzfigur zu Omas Santons – den Santon seiner Familie.
Gemeinsam suchen sie am 1. Advent den Menschen aus, der für die Familie im vergangenen Jahr sehr wichtig war.
Dann bekommt die Holzfigur ein Schild mit dem Namen von diesem Menschen umgehängt und Eschi darf sie dann zur Krippe stellen.
Wenn die Krippe fertig ist, holt Oma zusammen mit Elisa besondere Gebäckstücke, die Galettes. Darin versteckt sind auch noch kleine Figuren, die alle an die Krippe gestellt werden.
Wenn sie den Kuchen gegessen haben, holt Opa sein Akkordeon und sie singen gemeinsam ein französisches Weihnachtslied.