Baustelle

Immer wieder erspähe ich Arbeitende mit schweren Geräten, mit Planierraupen und Baggern. Andere sitzen in Lastern und transportieren frisches Baumaterial, alten Schutt oder auch die Baustellenklos hin und her. Es gibt Leute, die die Baustelle
immer wieder vermessen und solche, die mit Klemmbrettern von A nach B laufen. Die Kennzeichen der Baustellenfahrzeuge zeigen: Die Arbeitenden kommen aus ganz unterschiedlichen Richtungen zusammen. Vermutlich kennen viele dieser Profis sich bislang gar nicht. Sie sind kein seit Jahren eingespieltes Team, sondern eines, das jetzt und hier für dieses Projekt zusammenkommt.
Ich komme ins Nachdenken: Vielleicht sollten wir als Kirche mal ein Praktikum auf so einer Baustelle machen! Das wäre so etwas wie Nachhilfe in Sachen Mut und Tatendrang. Denn: Das muss man sich ja erstmal trauen, etwas Altes abzureißen und Neues zu bauen. Eine Vision zu entwickeln von dem, was das Leben der Menschen am Ort lebenswerter macht. Ein Wegenetz zu bauen, das hilft, Gräben und Schlaglöcher zu überwinden und einander näher zu kommen.
Was wir noch auf der Großbaustelle lernen könnten? Zutrauen in die anderen Menschen. Alle, die da arbeiten, müssen den Kompetenzen und Fähigkeiten der anderen vertrauen, damit es weiter geht.
Und die dritte Lektion: Klar sagen, was Sache ist. Ich sehe keine Stuhlkreise, in denen gesprochen wird. Aber immer wieder, Menschen, die ihre Köpfe zusammenstecken, bevor sie auseinander gehen, jeder an seinen Teil der Arbeit. In der Kirche aber eiern wir oft herum, wenn wir miteinander sprechen. Kommen nicht auf den Punkt. Oder wir sagen erst gar nichts. Dabei braucht es eine klare Kommunikation, wenn wir als „Kirche in Eschweiler“ etwas aufbauen wollen, das uns auch künftig einen Platz und eine geistliche Heimat bietet.
Am liebsten würde ich daher an alle Kirchen ein großes Schild hängen. „Betreten der Baustelle erwünscht!“ Damit alle wissen: sie sind herzlich willkommen, wenn sie mit uns planen, grübeln und werkeln wollen. Baustellen gibt es wahrlich genug. Manches muss grundsaniert oder sogar abgerissen werden. Neues muss erst noch entstehen. Da wird jede helfende Hand, jede gute Idee, jedes gute Wort und auch jedes Gebet dringend gebraucht. Schaffen und erhalten wir „Orte von Kirche“, wo Menschen dem nahekommen können, der selbst das Fundament unserer Gemeinschaft ist: Jesus Christus. Auf ihn dürfen wir bauen.
Pfarrer Raphael Häckler