Leitartikel Oktober 2025:Endlich, Herbst.
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Aber das Fallen der Blätter, obwohl es in aller Farbenpracht geschieht, erinnert doch an die Endlichkeit von allem. Auch an die eigene Endlichkeit. Spätestens dann, wenn von all der Farbenpracht nur noch feuchte, braune Reste auf dem Boden zu finden sind und die Bäume „nackt“ da stehen.
Mich erinnert das in diesem Jahr an das Thema „Loslassen“. Den Sommer müssen wir in jedem Herbst loslassen. Nun wird das dem ein oder anderen nicht weiter schwerfallen, weil er oder sie froh ist, dass die Hitze vorbei ist. Aber loslassen müssen wir im Leben immer wieder.
Loslassen tut immer auch weh. Loslassen bedeutet akzeptieren, dass meine Kräfte, meine Möglichkeiten nicht reichen, um das zu erreichen, was mir gerade so wichtig ist. Ich mache z.B. die Erfahrung, dass ich einen Menschen nicht verändern kann, um ihm zu helfen, dass ich die Welt nicht retten kann und – dass ich nicht verhindern kann, das ein geliebter Mensch stirbt. Um nur Beispiele zu nennen.
Aber manchmal ist es eben auch befreiend: Wenn ich merke, dass ich meine Energie in einen Gedanken, ein Ziel stecke, von dem ich eigentlich weiß, dass ich es nicht erreichen kann. Und trotzdem fast krampfhaft daran festhalte, weil ich meine, es muss sein. Dann tut loslassen gut und setzt Kräfte und Energien frei, die ich da einsetzen kann, wo ich wirklich etwas erreichen kann.
Die Welt um uns herum verändert sich. Vieles scheint sich krisenhaft zuzuspitzen. Ist es nicht gerade in so einer Zeit wichtig, sich darüber klar zu werden, wofür ich meine Kräfte einsetzen will, wofür ich kämpfen will und kann? Und andere Themen, für die meine Kräfte nicht reichen, auf die ich keinen Einfluss habe, loszulassen, in Gottes Hand zu legen?
Vielleicht ist der Oktober die richtige Zeit, darüber einmal nachzudenken. Um die eigenen Kräfte besser einsetzen zu können - und mehr zu leben.
Georg Sievers, Gemeindereferent